Aṅguttara Nikāya
Das Dreier-Buch
63. Die drei erhabenen Ruhelager
Einst gelangte der Erhabene auf seiner Wanderung im Lande der Kosaler zusammen mit einer großen Schar von Mönchen zu einem Brahmanendorfe der Kosaler, namens Venāgapura. Es vernahmen nun die brahmanischen Hausväter von Venāgapura die Kunde: „Der Asket Gotama, der Sakyersohn, der aus dem Sakyergeschlecht in die Hauslosigkeit zog, ist in Venāgapura eingetroffen. Aber diesen erhabenen Gotama aber hat sich solch schöner Ruhmesruf verbreitet: ‚Dies fürwahr ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene!‘ Er erklärt diese Welt mit ihren guten und bösen Geistern und ihren Brahma-Göttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, mit ihren Göttern und Menschen, nachdem er sie selber erkannt und durchschaut hat. Er verkündet die Lehre, die am Anfang schöne, in der Mitte schöne und am Ende schöne; dem Sinne wie dem Wortlaut nach verkündet er den ganz vollkommenen, lauteren Reinheitswandel. Gut ist es, solche Heilige zu sehen.“
Und es begaben sich die brahmanischen Hausleute von Venāgapura dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, brachten einige dem Erhabenen ihre Verehrung dar und setzten sich zur Seite nieder; einige begrüßten sich mit dem Erhabenen und setzten sich nach Austausch höflicher und zuvorkommender Worte zur Seite nieder; einige streckten ihre zusammengelegten Hände dem Erhabenen entgegen und setzten sich zur Seite nieder; einige gaben Name und Familie kund und setzten sich zur Seite nieder; einige setzten sich schweigend zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Brahmane Vacchagotta aus Venāgapura also zum Erhabenen:
„Wunderbar ist es, Herr Gotama, erstaunlich ist es, Herr Gotama, wie da des Herrn Gotama Züge so verklärt sind, seine Hautfarbe so rein und lauter ist! Gleichwie da, Herr Gotama, die herbstlich-gelbe Brustbeere rein und lauter ist, ebenso sind des Herrn Gotama Züge verklärt, ist seine Hautfarbe rein und lauter. Gleichwie da, Herr Gotama, die Palmyra-Nuß, frisch vom Stengel gepflückt, rein und lauter ist; oder gleichwie ein goldenes Geschmeide, von einem geschickten Goldschmied gut gearbeitet, gut in der Esse geschmiedet, auf roter Decke niedergelegt, glänzt und leuchtet und scheint, ebenso auch sind des Herrn Gotama Züge verklärt, ist seine Hautfarbe rein und lauter.
Was es da, Herr Gotama, an erhabenen, vornehmen Ruhelagern gibt, wie einen Lehnstuhl, ein Sofa, eine Ziegenhaardecke, eine bunte Decke, eine weißwollene gewebte Decke, eine blumendurchwirkte Decke, eine Wollmatratze, eine Wolldecke mit Tierornamenten, eine an beiden Enden gefranste Wolldecke, eine an einem Ende gefranste Wolldecke, eine mit Edelsteinen besetzte Seidendecke, ein seidenes Tuch, einen wollenen Teppich, eine mit Elefanten, Pferden oder Wagen bestickte Decke, ein Antilopenfell, eine Decke aus feinstem Antilopenfell mit einem Überzug, purpurne Kissen für beide Bettenden—erhält wohl der Herr Gotama derartige erhabene, vornehme Ruhelager auf Wunsch, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit?“
„Was es da, Brahmane, an solchen erhabenen, vornehmen Ruhelagern gibt, die in die Hauslosigkeit Gezogenen erhalten sie schwerlich, und selbst wenn sie solche erhalten, sind sie nicht statthaft.
Doch drei erhabene, vornehme Ruhelager gibt es, Brahmane, die ich jetzt ganz nach Wunsch erhalte, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit. Welche drei? Das himmlisch-erhabene, vornehme Ruhelager, das göttlich-erhabene, vornehme Ruhelager und das heilig-erhabene, vornehme Ruhelager. Diese drei erhabenen, vornehmen Ruhelager erlange ich jetzt ganz nach Wunsch, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.“
„Was aber, Herr Gotama, ist dieses himmlisch-erhabene, vornehme Ruhelager, das der Herr Gotama jetzt ganz nach Wunsch erlangt, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit?“
„Bei welchem Dorfe oder welcher Stadt ich da verweile, in eben jenem Dorfe oder jener Stadt gehe ich des Morgens, nachdem ich mich angekleidet habe, mit Gewand und Almosenschale versehen, um Almosenspeise. Am Nachmittage, nach Rückkehr vom Almosengang, begebe ich mich in den Wald. Was sich dort gerade an Gräsern oder Laub vorfindet, das trage ich an einen Platz zusammen und setze mich nieder. Und mit untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet und die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, gewinne ich, ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung und verweile in ihr. Nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen gewinne ich den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassen und Überlegen freie, in der Sammlung geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte zweite Vertiefung und verweile in ihr. Und nach Loslösung von der Verzückung weile ich gleichmütig, achtsam, klar bewußt, und ein Glücksgefühl empfinde ich in meinem Inneren, von dem die Edlen künden: „Der Gleichmütige, Achtsame weilt beglückt“; und so gewinne ich die dritte Vertiefung und verweile in ihr. Nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und dem schon früheren Aufhören von Frohsinn und Trübsinn gewinne ich die leidlos-freudlose, in der völligen Reinheit von Gleichmut und Achtsamkeit bestehende vierte Vertiefung und verweile in ihr.
Wandle ich nun, Brahmane in solcher Verfassung auf und ab, so gilt das zu dieser Zeit als mein himmlisches Wandeln. Stehe ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als meine himmlische Stellung. Sitze ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein himmlischer Sitz. Pflege ich in solcher Verfassung der Ruhe, so gilt das zu dieser Zeit als mein himmlisch-erhabenes, vornehmes Ruhelager. Das aber, Brahmane, ist jenes himmlisch-erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.“
„Wunderbar, Herr Gotama, erstaunlich, Herr Gotama! Welch anderer wohl außer dem Herrn Gotama könnte solch himmlisch-erhabenes, vornehmes Ruhelager ganz nach Wunsch erlangen, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit! Was aber, Herr Gotama, ist jenes göttlich-erhabene, vornehme Ruhelager, das der Herr Gotama ganz nach Wunsch erlangt, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit?“
„Bei welchem Dorfe oder welcher Stadt ich da verweile, in eben jenem Dorfe oder jener Stadt gehe ich des Morgens, nachdem ich mich angekleidet habe, mit Gewand und Almosenschale versehen, um Almosenspeise. Am Nachmittage, vom Almosengange zurückgekehrt, begebe ich mich in den Wald. Was sich dort gerade an Gräsern oder Laub vorfindet, das trage ich an einen Platz zusammen und setze mich nieder. Und mit untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, durchdringe ich mit einem von Güte—von Mitleid—von Mitfreude—von Gleichmut erfüllten Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte. So durchdringe ich oben, unten quer inmitten, allerwärts, in allem mich wiedererkennend, die ganze Welt mit einem von Güte, Mitleid, Mitfreude oder Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, von Haß und Übelwollen befreiten.
Wandle ich nun, Brahmane, in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttliches Wandeln. Stehe ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als meine göttliche Stellung. Sitze ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttlicher Sitz. Pflege ich in solcher Verfassung der Ruhe, so gilt das zu dieser Zeit als mein göttlich-erhabenes, vornehmes Ruhelager. Das aber, Brahmane, ist jenes göttlich-erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.“
„Wunderbar, Herr Gotama, erstaunlich, Herr Gotama! Welch anderer wohl außer dem Herrn Gotama könnte solch göttlich-erhabenes, vornehmes Ruhelager ganz nach Wunsch erlangen, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit! Was aber, Herr Gotama, ist jenes heilig-erhabene, vornehme Ruhelager, das der Herr Gotama jetzt ganz nach Wunsch erlangt, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit?“
„Bei welchem Dorfe oder welcher Stadt ich da verweile, in eben jenem Dorfe oder jener Stadt gehe ich des Morgens, nachdem ich mich angekleidet habe, mit Gewand und Almosenschale versehen, um Almosenspeise. Am Nachmittage, vom Almosengange zurückgekehrt, begebe ich mich in den Wald. Was sich dort gerade an Gräsern oder Laub vorfindet, das trage ich an einen Platz zusammen und setze mich nieder. Und mit untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, weiß ich also: ‚Erloschen ist in mir die Gier, erloschen der Haß, erloschen die Verblendung, entwurzelt, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen.‘
Wandle ich nun in solcher Verfassung auf und ab, so gilt das zu dieser Zeit als mein heiliges Wandeln. Stehe ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als meine heilige Stellung. Sitze ich in solcher Verfassung, so gilt das zu dieser Zeit als mein heiliger Sitz. Pflege ich in solcher Verfassung der Ruhe, so gilt das zu dieser Zeit als mein heilig-erhabenes, vornehmes Ruhelager. Das aber, Brahmane, ist jenes heilig-erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.“
„Wunderbar, Herr Gotama! Erstaunlich, Herr Gotama! Welch anderer wohl außer dem Herrn Gotama könnte solch heilig-erhabenes, vornehmes Ruhelager ganz nach Wunsch erlangen, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit! Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama!... Als Anhänger möge uns der Herr Gotama betrachten, die von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen haben.“