Aṅguttara Nikāya
Das Sechser-Buch
57. Pūrana Kassapa und die sechs Menschenarten
Auf der Geierspitze bei Rājagaha.
Der ehrwürdige Ānanda sprach zum Erhabenen:
„Pūrana Kassapa, o Herr, lehrt sechs Menschenarten: die schwarze, die dunkelblaue, die blutrote, die gelbe, die weiße und die ganz weiße.
- Als schwarze Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa die Hammelschlächter, die Schweineschlächter, Vogelsteller, Pirscher, Jäger, Fischer, Räuber, Henker, Kerkermeister oder was es da sonst noch an grausamem Handwerk gibt.
- Als dunkelblaue Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa die Bhikkhus (d.i. die buddhistischen Mönche), die einen anstößigen Lebenswandel führen, sowie alle anderen, welche die Tat lehren und die Wirksamkeit der Taten (kamma-vādā, kiriya-vādā).
- Als blutrote Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa diejenigen Niganther (d.i. Jainas), welche bloß ein einziges Gewand tragen.
- Als gelbe Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa die weißgekleideten Laienjünger der Acelakas.
- Als weiße Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa die männlichen und weiblichen Ajīvakas.
- Als ganz weiße Menschenart aber, o Herr, bezeichnet Pūrana Kassapa den Nanda Vaccha, Kisa Sankiccha und Makkhali Gosāla. ul>
- Da gebärt ein schwarz Geborener Schwarzes;
- ein schwarz Geborener gebärt Weißes;
- ein schwarz Geborener gebärt das weder schwarze noch weiße Nibbāna;
- ein weiß geborener gebärt Schwarzes;
- ein weiß Geborener gebärt Weißes;
- ein weiß Geborener gebärt das weder schwarze noch weiße Nibbāna.
Dies, o Herr, sind die sechs Menschenarten, die von Pūrana Kassapa gelehrt werden.“
—„Sage, Ānanda, gibt wohl alle Welt dem Pūrana Kassapa darin Recht, wenn er diese sechs Menschenarten lehrt?“
—„Das freilich nicht, o Herr.“
—„Gerade so, Ānanda, wie wenn man da einem armen, unbegüterten, unvermögenden Mann gegen seinen Willen ein Stück Fleisch aufzwingen und sprechen wollte: ‚Dies Fleisch, lieber Mann, hast du zu verzehren und dafür zu zahlen!‘—ebenso, Ānanda, wurden von Pūrana Kassapa ohne Zustimmung dieser Asketen und Brahmanen jene sechs Menschenarten gelehrt, wie das einem törichten, unerfahrenen, unkundigen und unfähigen Menschen entspricht. Ich aber, Ānanda, will dich sechs Menschenarten lehren. Darum höre und achte wohl auf meine Worte.“
—„Gewiß, o Herr!“ erwiderte der ehrwürdige Ānanda. Und der Erhabene sprach also:
„Welches sind nun, Ānanda, die sechs Menschenarten?
Wie aber, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener Schwarzes? Da wird einer in einer niederen Menschenklasse wiedergeboren: unter den Ausgestoßenen oder in der Korbflechterkaste, der Jägerkaste, der Wagnerkaste oder der Fegerkaste; in einer Familie, die arm ist, der es an Speise und Trank mangelt, die kümmerlich ihr Dasein fristet, in der man nur mühsam die nötige Nahrung erhält. Dabei ist er häßlich, von abstoßendem Äußeren; oder er ist verwachsen, kränklich, blind, verkrüppelt, hinkend oder lahm. Speise, Trank, Kleidung, Gefährt, Blumen, Wohlgerüche, Salben, Bett, Wohnung und Beleuchtung werden ihm nicht zuteil. Und er führt einen schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken. Da er aber einen schlechten Wandel führt in Werken, Worten und Gedanken, gelangt er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. So, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener Schwarzes.
Wie aber, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener Weißes? Da wird einer in einer niederen Menschenklasse wiedergeboren unter den Ausgestoßenen... Speise, Trank... Beleuchtung werden ihm nicht zuteil. Doch er führt einen guten Wandel in Werken, Worten und Gedanken. Da er aber einen guten Wandel führt in Werken, Worten und Gedanken, gelangt er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf eine gute Daseinsfährte, in himmlische Welt. So, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener Weißes.
Wie aber, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener das weder schwarze noch weiße Nibbāna? Da, Ānanda, wird einer in einer niederen Menschenklasse wiedergeboren... Dabei ist er häßlich, unansehnlich, verwachsen. Er aber schert sich Haar und Bart, legt die fahlen Gewänder an und zieht vom Hause in die Hauslosigkeit. Also der Welt entsagend, überwindet er die fünf Hemmungen, diese Trübungen des Geistes, die die Weisheit schwächen; er festigt seinen Geist in den vier Grundlagen der Achtsamkeit, entfaltet in rechter Weise die sieben Glieder der Erleuchtung und erzeugt so das weder schwarze noch weiße Nibbāna. So, Ānanda, gebärt ein schwarz Geborener das weder schwarze noch weiße Nibbāna.
Wie aber Ānanda, gebärt ein weiß Geborener Schwarzes? Da wird einer in einer vornehmen Familie wiedergeboren in einer mächtigen Adelsfamilie oder einer mächtigen Brahmanenfamilie oder einer mächtigen Bürgerfamilie, einer reichen, hochbegüterten, hochvermögenden, die Überfluß hat an Gold und Silber, an Hab und Gut, an Geld und Korn. Dabei ist er von stattlicher Gestalt und Erscheinung, mit Anmut und außergewöhnlicher Schönheit begabt. Er erhält Speise, Trank, Kleidung, Gefährt, Blumen, Wohlgerüche, Salben, Bett und Beleuchtung. Doch er führt einen schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken. Da er aber einen schlechten Wandel führt in Werken, Worten und Gedanken, gelangt er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. So, Ānanda, gebärt ein weiß Geborener Schwarzes.
Wie aber, Ānanda, gebärt ein weiß Geborener Weißes? Da wird einer in einer vornehmen Familie wiedergeboren... Und er führt einen guten Wandel in Werken, Worten und Gedanken. Da er aber einen guten Wandel führt in Werken, Worten und Gedanken, so gelangt er nach Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf eine gute Daseinsfährte, in himmlische Welt. So, Ānanda, gebärt ein weiß Geborener Weißes.
Wie aber, Ānanda, gebärt ein weiß Geborener das weder schwarze noch weiße Nibbāna? Da wird einer in einer vornehmen Familie wiedergeboren: einer mächtigen Adelsfamilie oder einer mächtigen Brahmanenfamilie oder einer mächtigen Bürgerfamilie, einer reichen, hochbegüterten, hochvermögenden, die Überfluß hat an Gold und Silber, an Hab und Gut, an Geld und Korn. Dabei ist er von stattlicher Gestalt und Erscheinung, mit Anmut und außergewöhnlicher Schönheit begabt. Er erhält Speise und Trank, Kleidung, Gefährt, Blumen, Wohlgerüche, Salben, Bett und Beleuchtung. Er aber schert sich Haar und Bart, legt die fahlen Gewänder an und zieht vom Hause in die Hauslosigkeit. Also der Welt entsagend, überwindet er die fünf Hemmungen, die Trübungen des Geistes, die die Weisheit schwächen; er festigt seinen Geist in den vier Grundlagen der Achtsamkeit, entfaltet in rechter Weise die sieben Glieder der Erleuchtung und erzeugt so das weder schwarze noch weiße Nibbāna. So, Ānanda, gebärt ein weiß Geborener das weder schwarze noch weiße Nibbāna.
Diese sechs Menschenarten gibt es, Ānanda.“