Dīgha Nikāya 27
Aggañña Sutta
Ur-Geschichten
So habe ich berichten hören.
Der Erhabene hielt sich einmal im Ostpark (?) von Sāvatthi im Hause der Mutter des Migāra auf. Zu der Zeit machten Vāseṭṭha und Bhāradvāja bei den Bhikkhu’s ihre Probezeit durch, denn sie hatten den Wunsch, Bhikkhu’s zu werden. Da verließ eines Abends der Erhabene, nachdem er von der stillzurückgezogenen Meditation aufgestanden war, das Haus und ging hinter dem Hause im Freien spazieren.
Vāseṭṭha sah den Erhabenen hinter dem Hause im Freien spazieren gehen, nachdem er von der stillzurückgezogenen Meditation aufgestanden war und das Haus verlassen hatte. Als er ihn erblickt hatte, sprach er zu Bhāradvāja: „Freund Bhāradvāja, dort geht der Erhabene, nachdem er von der Meditation aufgestanden ist und das Haus verlassen hat, hinter dem Hause im Freien spazieren. Wohlan, Bhāradvāja, wir wollen uns zum Erhabenen gesellen, vielleicht haben wir das Glück, von seiten des Erhabenen eine Auseinandersetzung über Fragen der Lehre zu hören.“ „Schön, Freund“, so stimmte Bhāradvāja dem Vāseṭṭha zu. Dann gingen Vāseṭṭha und Bhāradvāja hin zum Erhabenen, verneigten sich ehrerbietig vor ihm und folgten ihm bei seinem Hin- und Herwandern.
Da richtete der Erhabene das Wort an Vāseṭṭha: „Vāseṭṭha, ihr beiden seid aus brahmanischem Geschlecht und aus brahmanischer Familie und habt dem Leben in brahmanischer Familie entsagt, als ihr aus dem Heim in die Heimlosigkeit gingt. Schimpfen und schmähen euch denn deshalb die Brahmanen nicht, Vāseṭṭha?“ „Freilich schimpfen und schmähen sie uns, Herr, mit kränkenden Redensarten, wie sie ihnen ähnlich sehen, und nicht zu knapp.“ „Wie lauten sie denn?“
„Herr, die Brahmanen sagten: ‚Die Brahmanenkaste ist die vornehmste, jede andere Kaste steht tief unter ihr. Die Brahmanenkaste ist die einzig reine, jede andere Kaste ist unrein. Nur die Brahmanen sind der Reinheit teilhaftig, nicht aber Nichtbrahmanen. Nur die Brahmanen sind des Brahmā wahre Söhne, aus seinem Munde geboren, brahmāgezeugt, von Brahmā erschaffen. Brahmā-Erben. Und da habt ihr diese einzig vornehme Kaste aufgegeben und euch einer tiefstehenden Kaste angegliedert, nämlich diesen verächtlichen kahlgeschorenen Samaṇa’s, die zwar reiche Bauern (?), aber unreine Abkömmlinge aus den Füßen unseres Stammvaters sind. Das ist doch nicht zu billigen, und es steht euch schlecht an, daß ihr die einzig vornehme Kaste aufgegeben und einer tief stehenden euch angegliedert habt, nämlich diesen verächtlichen kahlgeschorenen Samaṇa’s, die zwar reiche Bauern (?), aber unreine Abkömmlinge aus den Füßen unseres Stammvaters sind.‘ Herr, so schimpften und schmähten uns die Brahmanen mit kränkenden Redensarten, wie sie ihnen ähnlich sehen, und nicht zu knapp.“
„Vāseṭṭha, es ist nicht uralte Erinnerung an eine wirkliche Tatsache, worauf gestützt die Brahmanen so zu euch sprechen: ‚Die Brahmanenkaste ist die vornehmste, jede andere Kaste steht tief unter ihr. Die Brahmanenkaste ist die einzig reine, jede andere Kaste ist unrein. Nur die Brahmanen sind der Reinheit teilhaftig, nicht aber Nichtbrahmanen. Nur die Brahmanen sind des Brahmā wahre Söhne, aus seinem Munde geboren, brahmā-gezeugt, von Brahmā erschaffen, Brahmā-Erben.‘ Vāseṭṭha, im Widerspruch dazu sieht man ja doch menstruierende, schwangere, gebärende und säugende Brahmaninnen, und die Brahmanen sind ja auch mutterleibgeboren, sie, die so sprechen: ‚Die Brahmanenkaste ist die vornehmste . . .‘ Das ist ja geradezu eine Blasphemie gegen Brahmā, sie lügen sich was zusammen und häufen schwere Sündenlast auf sich.
„Vāseṭṭha, diese vier Kasten gibt es: Adlige, Brahmanen, Vessa’s und Sudda’s. Gesetzt nun, Vāseṭṭha, daß ein Adliger lebende Wesen tötet, stiehlt, unkeusch lebt, lügt, verleumdet, rohe Rede führt, an seichtem Geschwätz seine Freude hat, von Begehren beherrscht, böswillig ist und eine falsche Weltauffassung hat, so sind eine Reihe der bösen und als böse anerkannten, tadelnswerten und als tadelnswert anerkannten, nicht zu pflegenden und als nicht pflegenswert anerkannten, edler Menschen unwürdigen und als unwürdig anerkannten, unreinen, schlimm zu büßenden und von Weisen verurteilten Eigenschaften an einem solchen Adligen wahrzunehmen. Gesetzt, daß ein Brahmane . . ., ein Vessa . . ., ein Sudda . . ., so sind eine Reihe der . . . unreinen, schlimm zu büßenden und von Weisen verurteilten Eigenschaften an einem solchen Sudda wahrzunehmen.
„Und, Vāseṭṭha, gesetzt, daß ein Adliger Verletzung lebender Wesen, Diebstahl, Unkeuschheit, Lüge, Verleumdung, rohe Rede, seichtes Geschwätz meidet, frei von Begierde und von Böswilligkeit ist und die richtige Auffassung von der Welt hat, so sind eine Reihe der guten und als gut anerkannten, untadligen und als untadlig anerkannten, zu pflegenden und als pflegenswert anerkannten, edler Menschen würdigen und als würdig anerkannten, reinen und lichte Schicksale nach sich ziehenden und von Weisen gepriesenen Eigenschaften an einem solchen Adligen wahrzunehmen. Und gesetzt, daß ein Brahmane . . ., ein Vessa . . ., ein Sudda . . ., so sind eine Reihe der guten und als gut anerkannten, untadligen und als untadlig anerkannten, zu pflegenden und als pflegenswert anerkannten, edler Menschen würdigen und als würdig anerkannten, reinen und lichte Schicksale nach sich ziehenden und von Weisen gepriesenen Eigenschaften an einem solchen Sudda wahrzunehmen.
„Vāseṭṭha, da also die vier Kasten in dieser Weise jede nach beiden Richtungen hin, nach der der dunklen sowohl wie lichten und nach der der von Weisen verurteilten sowohl wie gepriesenen Eigenschaften, verteilt sind, so können dem, was die Brahmanen in dieser Beziehung sagen, die Brahmanenkaste sei die vornehmste . . ., Einsichtige nicht beipflichten. Warum (im besonderen) nicht? Vāseṭṭha, weil aus diesen vier Kasten ein jeder Bhikkhu, der ein Vollendeter geworden ist, die weltlichen Schwächen abgelegt, den heiligen Wandel erfolgreich geführt und die Aufgabe erfüllt hat, der Last ledig geworden und zum guten Ziele gelangt, von der Fessel des Werdens befreit und durch die rechte vollkommene Erkenntnis erlöst ist, als erster unter ihnen allen zu gelten hat, und das dem wahren Wesen nach, und nicht nach etwas Unwesentlichem. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, auch wenn du folgendes erwägst, mußt du zu dem Schlusse kommen, daß das Wesentliche am allerhöchsten steht, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, der König Pasenadi von Kosala hat die Ansicht: ‚Der Samaṇa Gotama, der das Geschlecht der Sakya’s verlassen hat, um ein Weltentsagender zu werden, ist ohnegleichen‘. Die Sakya’s aber sind (im Übrigen) des Kosalakönigs Pasenadi Vasallen. Sie erzeigen ihm fußfällige Unterwürfigkeit, verneigen sich ehrerbietig vor ihm, stehen vor ihm auf, strecken ihm verehrend die zusammengelegten Hände entgegen und erweisen ihm das volle Maß der Ehre. Die Sache liegt also so, Vāseṭṭha, daß alles, was die Sakya’s dem Kosala-König Pasenadi erweisen, fußfällige Verehrung, ehrerbietige Verneigung, Sicherheben vom Sitze, verehrendes Entgegenstrecken der zusammengelegten Hände und das volle Maß der Ehre, der Kosala-König Pasenadi seinerseits dem Tathāgata erweist mit der Begründung: ‚Der Samaṇa Gotama ist ja doch hochwohlgeboren, ich bin (ihm gegenüber) von niederer Herkunft; der Samaṇa Gotama ist ein Starker, ich bin (ihm gegenüber) ein Schwächling; er ist herzerfreuend anzuschauen, ich bin unschön, er ist großmächtig, ich bin unbedeutend‘. So erweist der Kosala-König Pasenadi, indem er (in Wirklichkeit) dem Wesentlichen Ehre, Hochachtung, Hochschätzung, Huldigung und Devotion erweist, (äußerlich) dem Tathāgata fußfällige Verehrung, ehrerbietige Verneigung. Sicherheben vom Sitze, verehrendes Entgegenstrecken der zusammengelegten Hände und das volle Maß der Ehre. Vāseṭṭha, wenn du das erwägst, mußt du zu dem Schlusse kommen, daß das Wesentliche (die Lehre?) am allerhöchsten steht, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, ihr (Bhikkhu’s) wart von verschiedenem Stande, hattet verschiedene Ruf- und Familiennamen und gehörtet ganz verschiedenen Familien an, als ihr aus dem Heim in die Heimlosigkeit gingt. Wenn man euch aber jetzt fragt: ‚Wer seid ihr?‘, so erklärt ihr: ‚Samaṇa’s des Sakya-Sohnes‘.
Vāseṭṭha, in wen Glaube an den Tathāgata Eingang gefunden, in wem er Wurzel geschlagen und festen Stand gewonnen hat, in wem er unerschütterlich geworden ist, und wem er von keinem Samaṇa, Brahmanen, Gott, Māra, Brahmā oder irgend jemandem in der Welt mehr geraubt werden kann, der darf sagen: ‚Ich bin der eigene Sohn des Erhabenen, aus seinem Munde geboren, aus der Lehre (?) gezeugt, durch die Lehre geschaffen, Erbe der Lehre‘. Wieso? Weil man den Tathāgata bezeichnen kann als den, dessen Körper die Lehre ist, der den Körper Brahmā’s hat, der mit der Lehre und mit Brahmā wesensgleich ist.
„Vāseṭṭha, nach Ablauf langer Zeiträume kommt endlich irgendwann doch einmal die Zeit, wo diese Welt vergeht. Wenn das geschieht, dann werden die Wesen größtenteils zu Strahlenwesen. In dieser Existenzform leben sie als Geist, ihre Nahrung ist Freude, sie strahlen in eigenem Lichte, bewegen sich in der Luft, wohnen in Glanz und Herrlichkeit, und ihr Leben hat eine sehr lange Dauer. Vāseṭṭha, dann kommt aber nach Ablauf langer Zeiträume irgendwann auch wieder einmal die Zeit, wo diese Welt sich aufs neue entfaltet. Wenn das geschieht, dann schwinden die Wesen in der Mehrzahl aus jener Strahlenexistenz dahin und gelangen hienieden zur neuen Existenz. Sie bestehen noch immer aus Geist, ihre Nahrung ist Freude, sie strahlen in eigenem Lichte, bewegen sich in der Luft, wohnen in Glanz und Herrlichkeit, und ihr Leben hat eine sehr lange Dauer.
„Vāseṭṭha, alles ist dann Wasser und Finsternis, dunkle Finsternis. Es scheint nicht Sonne noch Mond, es leuchten nicht Tierkreisbilder noch Sterne, es gibt nicht Nacht noch Tag, nicht Halbmonate noch Monate, nicht Jahreszeiten noch Jahre, nicht Weib noch Mann. ‚Individuen‘ und ‚Individuen‘ nur kennt man. Vāseṭṭha, als nun für diese Wesen ein langer Zeitraum abgelaufen war, da spannte sich irgendwann einmal über das Wasser rahmgleich eine Erdhaut. Wie auf gekochter Milch, wenn sie sich abkühlt, eine Haut entsteht, gerade so kam sie zum Vorschein. Diese Erdhaut hatte Aussehen, Geruch und Geschmack. Wie wohlgelungene Schmelzbutter oder wohlgelungene frische Butter so sah sie aus, und wie tadelloser Bienenhonig so schmeckte sie.
„Vāseṭṭha, da war ein Individuum von leckeriger Natur, das dachte: ‚Sieh da, was mag das sein?‘ und kostete mit dem Finger die Rahm-Erde. Sie schmeckte ihm, so lernte es den Appetit kennen. Vāseṭṭha, auch andere Individuen taten dann so, wie sie es von diesem einen gesehen hatten, und kosteten mit dem Finger die Rahm-Erde. Auch ihnen schmeckte sie, und auch sie lernten so den Appetit kennen. Vāseṭṭha, da machten sich diese Wesen daran, diese Rahm-Erde geradezu zu essen, indem sie mit den Händen bissengroße Klümpchen daraus ballten. Seit sie das taten, erlosch ihr eigener Glanz. Als ihr Glanz erloschen war, kamen Mond und Sonne zum Vorschein. Als Sonne und Mond da waren, erschienen auch die Tierkreisbilder und die Sterne. Danach entstand auch Nacht und Tag. Als die da waren, gab es auch Halbmonate und Monate, und als die da waren, Jahreszeiten und Jahre. Vāseṭṭha, auf diese Weise hat diese Welt sich wiederentfaltet.
„Vāseṭṭha, jene Wesen verbrachten dann, indem sie von der Rahm-Erde aßen und davon lebten, bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Im Laufe dieser Zeit aber entwickelten sich immer stärker gewisse Säuren in ihrem Körper, und ihre Schönheit wandelte sich in Häßlichkeit. Einige zwar blieben noch schön, andere aber wurden häßlich. Die schönen mißachteten die häßlichen: ‚Wir sind schöner als diese, sie sind häßlicher als wir‘. Weil sie auf ihre Schönheit eingebildet waren, ging die Rahm-Erde den Hochmütigen aus. Als sie zu Ende ging, versammelten sie sich und jammerten: ‚Ach, (war das) eine Delikatesse! ‚Ach (war das) eine Delikatesse!‘ Darum rufen auch jetzt noch die Menschen, wenn sie etwas sehr Wohlschmeckendes haben: ‚Ach, diese Delikatesse! ‚Ach, diese Delikatesse!‘ Sie stehen da unter der zähen Nachwirkung jener alten urzeitlichen Tatsache, ohne den Sinn noch zu verstehen.
„Vāseṭṭha, als jenen Wesen die Rahm-Erde ausgegangen war, entstand (aus ihr) Erd-Borke. Wie Pilze so stemmte sie sich empor, Sie hatte Farbe, Geruch und Geschmack. Wie wohlgelungene Schmelzbutter oder wohlgelungene frische Butter so sah sie aus. Wie tadelloser Bienenhonig so schmeckte sie, Vāseṭṭha, da begannen die Wesen die Erd-Borke zu genießen. Indem sie davon aßen und lebten, verbrachten sie bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Im Laufe dieser Zeit aber entwickelten sich in noch immer höherem Maße Säuren in ihrem Körper, und ihre Schönheit wandelte sich in Häßlichkeit. Einige blieben noch schön, andere aber wurden häßlich. Die schönen mißachteten die häßlichen: ‚Wir sind schöner als diese, sie sind häßlicher als wir‘. Weil sie auf ihre Schönheit eingebildet waren, ging den Hochmütigen die Erd-Borke aus. Als sie verschwunden war, kam eine gewisse Pflanze zum Vorschein. Wie ein Kohlkopf(?) so wuchs sie hervor. Sie hatte Farbe, Geruch und Geschmack. Wie wohlgelungene Schmelzbutter oder wie wohlgelungene frische Butter so sah sie aus. Wie tadelloser Bienenhonig so schmeckte sie.
„Vāseṭṭha, da begannen die Wesen diese Pflanze zu genießen. Indem sie davon aßen und lebten, verbrachten sie bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Im Laufe dieser Zeit aber entwickelten sich noch immer mehr Säuren in ihrem Körper, und ihre Schönheit wandelte sich in Häßlichkeit. Einige blieben noch schön, andere aber wurden häßlich. Die schönen mißachteten die häßlichen: ‚Wir sind schöner als diese, sie sind häßlicher als wir‘. Weil sie auf ihre Schönheit eingebildet waren, starb für die hochmütigen diese Pflanze aus. Und als es so weit war, versammelten sie sich und jammerten: ‚Ach, sie war unser, aber sie ging uns verloren, die Gemüsepflanze!‘ Darum sprechen auch jetzt noch die Menschen, wenn sie wegen eines harten Verlustes angesprochen werden: ‚Ach, es war unser, aber es ging uns verloren!‘ Sie stehen da ganz unbewußt unter der zähen Nachwirkung jener alten urzeitlichen Tatsache.
„Vāseṭṭha, als jene Wesen ihre Gemüsepflanze verloren hatten, kam wild wachsender Edel-Reis zum Vorschein, ohne Staub und Hülsen, rein, voll Wohlgeruchs, mit hülsenlosen Körnern. Was sie davon abends zum Abendessen holten, das war am nächsten Morgen schon wieder nachgewachsen und nachgereift. Und was sie davon morgens zum Frühstück holten, das war bis zum Abend schon wieder nachgewachsen und -gereift. Eine Schnittstelle war nicht zu bemerken. Vāseṭṭha, indem sie von diesem wildwachsenden Reis aßen und davon lebten, verbrachten sie bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Im Laufe dieser Zeit entwickelten sich aber immer mehr Säuren in ihrem Körper, und ihre Schönheit wandelte sich in Häßlichkeit. Und es entwickelten sich die weiblichen Genitalien des Weibes und die männlichen des Mannes. Und das Weib betrachtete zu lange den Mann und der Mann das Weib. Infolge davon erwachte die Leidenschaft, eine heiße Brunst entstand in ihrem Körper. Getrieben von diesem Fieber der Leidenschaft fröhnten sie dem Liebesgenuß. Vāseṭṭha, wenn aber damals die Wesen sahen, wie manche gerade dem Liebesgenuß oblagen, dann warfen die einen mit Schmutz nach ihnen, andere mit Asche, andere mit Kuhmist. ‚Stirb, du Dreckgeschöpf, stirb, du Dreckgeschöpf! Wie kann nur ein Wesen so etwas mit einem anderen Wesen machen?‘ Darum geschieht es noch jetzt in manchen Ländern, daß die Menschen, wenn (bei der Hochzeit) die junge Frau fortgeführt wird, z. T. mit Schmutz, z. T. mit Asche, z. T. mit Kuhmist nach ihr werfen. Sie handeln da ganz unbewußt unter der zähen Nachwirkung jener alten urzeitlichen Tatsache.
„Vāseṭṭha, damals galt (der Liebesgenuß) noch für etwas Unrechtes, während er jetzt als berechtigt anerkannt ist. Die Wesen, Vāseṭṭha, die damals dem Liebesgenuß fröhnten, durften einen Monat oder zwei Monate lang nicht ins Dorf oder in die Stadt kommen. Weil nun aber jene Wesen damals bei ihrem unschicklichen Tun zu sehr für sich besorgt sein mußten, verfielen sie darauf, Häuser zu bauen, um die Unschicklichkeit zu verbergen.
„Vāseṭṭha, da kam ein träge veranlagtes Individuum auf den Gedanken: ‚Ach, warum mache ich mir denn die Mühe, abends für das Abendessen und morgens für das Frühstück den Reis jedesmal besonders zu holen? Ich will ihn doch lieber für Abendessen und Frühstück auf einmal holen!‘ Und es tat so. Vāseṭṭha, da kam einmal zu diesem Individuum ein anderes und sagte: ‚Komm, Wesen, wir wollen Reis zum Essen holen gehen!‘ ,Ist nicht mehr nötig, Wesen, ich habe mir für Abendessen und Frühstück gleich auf einmal genug geholt.‘
„Vāseṭṭha, da tat dieses Individuum in der Nachahmung dessen, was es bei dem anderen gesehen hatte, noch einen Schritt weiter und holte auf einmal für zwei Tage Reis: ‚Das habe ich gut gemacht, werden die anderen sagen‘. Vāseṭṭha, da kam ein anderes Individuum zu diesem und sagte: ‚Komm Wesen, wir wollen Reis zum Essen holen gehen!‘ ‚Ist nicht mehr nötig, Wesen, ich habe mir gleich auf einmal für zwei Tage Reis geholt.‘ Vāseṭṭha, da tat dieses Individuum in der Nachahmung dessen, was es bei dem anderen gesehen hatte, noch einen Schritt weiter und holte gleich auf einmal für vier Tage Reis: ‚So wird man sagen, das hätte ich gut gemacht‘. Vāseṭṭha, da kam ein anderes Individuum zu diesem und sagte: ‚Komm, Wesen, wir wollen Reis zum Essen holen gehen!‘ ‚Ist nicht mehr nötig, Wesen, ich habe mir gleich auf einmal für vier Tage Reis geholt.‘ Vāseṭṭha, da tat dieses Individuum in der Nachahmung dessen, was es bei dem anderen gesehen hatte, noch einen Schritt weiter und holte gleich auf einmal für acht Tage Reis: ‚So wird man sagen, das hätte ich gut gemacht‘. Vāseṭṭha, als die Wesen nun aber (in dieser Weise) sich daran gewöhnten, von dem Reis, den sie genossen, Vorräte anzulegen, da schlossen sich Reisstaub und Hülsen an das Reiskorn an, und abgeschnitten wuchs der Reishalm nicht wieder, die Schnittstelle blieb zu sehen, und die Reisfläche stand als Stoppelfeld da.
„Vāseṭṭha, da versammelten sich die Wesen und jammerten: ‚Wehe, wie haben sich die Wesen verschlechtert! Denn ehemals waren wir Geisteswesen, unsere Nahrung war Freude, wir bewegten uns in der Luft, lebten in Glanz und Herrlichkeit, und unser Leben hatte eine sehr lange Dauer. Nachdem uns so ein sehr langer Zeitraum entschwunden war, entstand Rahm-Erde als Haut auf dem (Ur-)Wasser. Diese hatte Farbe, Geruch und Geschmack. Und wir machten uns daran, diese Rahm-Erde zu genießen, indem wir mit den Händen bissengroße Klümpchen daraus ballten, doch als wir damit anfingen, erlosch unser eigener Glanz. Als unser eigener Glanz erloschen war, kamen Mond und Sonne zum Vorschein. Als Sonne und Mond da waren, erschienen auch die Tierkreisbilder und die Sterne. Danach entstand auch Nacht und Tag. Als die da waren, gab es auch Halbmonate und Monate, und als die da waren, auch Jahreszeiten und Jahre. Indem wir dann von der Rahm-Erde aßen und davon lebten, verbrachten wir bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Dann aber hatte es mit der Rahm-Erde für uns ein Ende, weil böse, ungute Eigenschaften an uns zum Vorschein kamen. An Stelle der verschwundenen Rahm-Erde entstand Erd-Borke. Sie hatte Farbe, Geruch und Geschmack. Wir machten uns nun daran, die Erd-Borke zu genießen. Indem wir davon aßen und lebten, verbrachten wir bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Aber auch mit der Erd-Borke nahm es, weil sich wiederum böse, ungute Eigenschaften an uns zeigten, wieder ein Ende. Als sie verschwunden war, wuchs eine gewisse Gemüsepflanze hervor. Sie hatte Farbe, Geruch und Geschmack. Wir begannen diese Pflanze zu genießen. Indem wir davon aßen und lebten, verbrachten wir bei dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Aber auch diese Pflanze verschwand wieder, weil böse, ungute Eigenschaften an uns zum Durchbruch kamen. Nach dem Zuendegehen dieser Pflanze ging wildwachsender Edel-Reis auf, ohne Staub und Hülsen, rein, voll Wohlgeruchs, mit hülsenlosen Körnern. Was wir davon abends zum Abendessen holten, war am anderen Morgen schon wieder nachgewachsen und -gereift. Was wir morgens zum Frühstück holten, war abends schon wieder nachgewachsen und -gereift, die Schnittstelle war gar nicht zu bemerken. Indem wir von diesem wildwachsenden Reis aßen und lebten, verbrachten wir mit dieser Nahrung eine sehr lange Zeit. Weil aber noch immer mehr böse, ungute Eigenschaften an uns zur Entfaltung kamen, schlossen sich Reisstaub und Hülsen an das Reiskorn an, und abgeschnitten wuchs der Reishalm nicht wieder, die Schnittstelle blieb zu sehen, und die Reisfläche stand als Stoppelfeld da. Wohlan, wir wollen jetzt (die Fläche, wo der) Reis (wächst,) unter uns teilen und Grenzen festsetzen!‘
„Da teilten sie (die Fläche, wo der) Reis (wuchs,) und setzten Grenzen fest.
„Vāseṭṭha, da nahm ein Wesen, das von habgieriger Art war, während es seine Parzelle schonte, von der Parzelle eines anderen, ohne von diesem dazu ermächtigt zu sein, und aß. Sie faßten es ab und sprachen zu ihm: ‚Wesen, du tust unrecht, daß du deine eigene Parzelle schonend von der eines anderen nimmst, ohne von diesem dazu ermächtigt zu sein. Daß du dir nicht einfallen läßt, so etwas noch einmal zu tun!‘ ‚Nein!‘ gelobte das Wesen den anderen Wesen. Aber noch ein zweites und drittes Mal nahm es davon, und es geschah ihm ebenso. ‚. . ., warte, du sollst das nicht noch einmal tun!‘ Und die einen knufften es mit der Faust, andere bewarfen es mit Erdklumpen, noch andere hieben es mit Knüppeln. Vāseṭṭha, seitdem weiß man, was Diebstahl, Verwarnung, falsches Versprechen und Strafe ist.
„Vāseṭṭha, da versammelten sich die Wesen und beklagten sich: ‚Ach, schlimme Eigenschaften kommen an den Wesen zum Vorschein, denn wir lernen jetzt Diebstahl, Verwarnung, falsches Versprechen, Strafe kennen. Wie, wenn wir durch gemeinsamen Beschluß ein Wesen bestimmten, das jedes recht zur Rede zu setzende Wesen zur Rede setzt, jedes recht zu verwarnende Wesen verwarnt und jedes recht auszuschließende Wesen ausschließt. Wir aber wollen ihm von unserem Reis je einen Teil steuern.‘
„Vāseṭṭha, da begaben sich die Wesen zu dem Wesen, das von ihnen das schönste, ansehnlichste, angenehmste und bedeutendste war, und forderten es auf: ‚Wesen, komm, übernimm es, jedes recht zur Rede zu setzende Wesen zur Rede zu setzen, jedes recht zu verwarnende zu verwarnen, jedes recht auszuschließende auszuschließen. Wir aber wollen dir je einen Teil von unserem Reis steuern.‘ ‚Einverstanden!‘ erklärte dieses Wesen zustimmend jenen Wesen und setzte (von da an) jedes recht zur Rede zu setzende Wesen zur Rede, verwarnte jedes recht zu verwarnende, schloß jedes recht auszuschließende aus. Die anderen aber steuerten ihm je einen Teil von ihrem Reis.
„Vāseṭṭha, weil (dieses Wesen) von der ganzen Menge durch gemeinsamen Beschluß gewählt war, (erhielt es den Namen) Mahāsammata. Der Name Mahāsammata war das erste (Wort) von bleibender Bedeutung, das (bei dieser Gelegenheit) entstand. Weil (Mahāsammata) Herr der Felder war, (erhielt er die Bezeichnung) Khattiya. Die Bezeichnung Khattiya war das zweite Wort von bleibender Bedeutung, das bei dieser Gelegenheit entstand. Weil er andere durch das Recht gewann, wurde er König genannt. Das Wort ‚König‘ war das dritte Wort von bleibender Bedeutung, das damals entstand. Vāseṭṭha, so entstand alles, was zum Khattiya-Kreise gehört, durch jenes alte, urzeitliche (bis auf die Gegenwart) nachwirkende Geschehnis, und zwar durch eben jener, nicht etwa anderer, (den heutigen Khattiya’s?) wesensgleichen, nicht etwa wesensungleichen Wesen Natur, und nicht etwa durch etwas außer ihrer Natur Liegendes. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, einigen jener Wesen kam der Gedanke: ‚Böse Eigenschaften sind an den Wesen zum Vorschein gekommen, denn wir lernten Diebstahl, Verwarnung, falsches Versprechen, Strafe, Ausweisung kennen. Wir wollen doch die bösen, unguten Eigenschaften beseitigen!‘ Das taten sie denn auch. Und weil sie die bösen, unguten Eigenschaften beseitigten, daher, Vāseṭṭha, erhielten sie den Namen Brahmanen. Der Name Brahmane war das erste Wort von bleibender Bedeutung, das bei dieser Gelegenheit entstand. Sie errichteten sich Blätterhütten in der Einöde und trachteten darin nach der Versenkung, ohne einen Funken Feuer und ohne Rauch (auf dem Herd), mit Mörserkeulen, die (höchstens?) aus (zusammengerollten?) Blättern bestanden (?), gingen sie abends zum Abendessen und morgens zum Frühstück in die Dörfer, Flecken und Hauptstädte, um Essen zu bekommen. Nachdem sie etwas bekommen hatten, fuhren sie in der Einöde in ihren Blätterhütten mit dem Streben nach Versenkung fort. Wenn die Leute das sahen, sagten sie: ‚Diese Wesen haben sich in der Einöde Blätterhütten errichtet und trachten darin nach Versenkung, ohne einen Funken Feuer . . . ‘ Vāseṭṭha, weil sie nach Versenkung streben, heißen sie Sich-versenkende. Das Wort ‚Sich-versenkende‘ ist das zweite Wort von bleibender Bedeutung, das damals entstand.
„Vāseṭṭha, von diesen Wesen kamen manche, die in den Blätterhütten in der Einöde zur ekstatischen Versenkung durchzudringen nicht imstande waren, in die Umgebung der Dörfer und Städte und verfaßten, dort dauernden Aufenthalt nehmend, literarische Erzeugnisse. Als die Leute das bemerkten, sprachen sie: ‚Diese Wesen da, die in ihren Blätterhütten in der Einöde zur Versenkung durchzudringen nicht imstande waren, sind nun in die Nähe der Dörfer und Städte gekommen und haben dort literarische Erzeugnisse verfassend dauernden Aufenthalt genommen. Mit ekstatischer Versenkung geben die sich nicht mehr ab.‘ Vāseṭṭha, wegen dieser Bemerkung ‚Mit ekstatischer Versenkung geben sie sich nicht mehr ab‘ hießen sie dann Ajjhāyaka’s. Ajjhāyaka war das dritte Wort von bleibender Bedeutung, das damals entstand. Damals wurde diese Ajjhāyaka -Beschäftigung niedrig bewertet, während sie jetzt auf’s höchste geschätzt ist. Vāseṭṭha, so entstand alles, was zum Brahmanen-Kreise gehört, durch jenes alte urzeitliche, bis auf die Gegenwart nachwirkende Geschehnis, und zwar durch eben jener, keiner anderen, (den heutigen Brahmanen?) wesensgleichen und nicht etwa wesensungleichen, Wesen Natur, und nicht etwa durch etwas außer ihrer Natur Liegendes. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, von denselben Wesen ließen sich manche, nachdem sie mit dem Geschlechtsgenuß vertraut geworden waren, mit mancherlei Geschäften ein. Und darum wurden sie Vessa’s genannt. Das Wort Vessa’s war ein Wort von bleibender Bedeutung, das bei dieser Gelegenheit entstand. Vāseṭṭha, so entstand alles, was zum Vessa-Kreise gehört, durch jenes alte urzeitliche, bis auf die Gegenwart nachwirkende Geschehnis, und zwar durch eben jener, keiner anderen, (den heutigen Vessa’s?) wesensgleichen, nicht wesensungleichen, Wesen Natur, und nicht etwa durch etwas außer ihrer Natur Liegendes. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, die übrigen von jenen Wesen wurden Jäger. Weil solch ein Jagdbruder ein gemeines Luder ist, darum, Vāseṭṭha, nannte man sie Sūdra’s (Sudda’s). Das Wort ‚Sūdra‘ (‚Sudda‘) war ein Wort von bleibender Bedeutung, das bei dieser Gelegenheit entstand. Vāseṭṭha, so entstand alles, was zum Sudda-Kreise gehört, durch jenes alte urzeitliche, bis auf die Gegenwart nachwirkende Geschehnis, und zwar durch eben jener, keiner anderen, (den heutigen Sudda’s?) wesensgleichen, nicht wesensungleichen, Wesen Natur, und nicht etwa durch etwas außer ihrer Natur Liegendes. Denn, Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, es kam aber die Zeit, wo sowohl der Adlige an seinem Wesen auszusetzen fand und, um Samaṇa zu werden, aus dem Heim in die Heimlosigkeit ging wie auch der Brahmane, der Vessa und der Sudda. Vāseṭṭha, da ging aus diesen vier Kreisen der Kreis der Samaṇa’s hervor und zwar durch eben jener, keiner anderen, (den heutigen Samaṇa’s?) wesensgleichen, nicht wesensungleichen, Wesen Natur, und nicht etwa durch etwas außer ihrer Natur Liegendes. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, wenn ein Adliger in Werken, Worten oder Gedanken Böses tut und eine falsche Auffassung vom Sein hat, so gerät er infolge dieser falschen Auffassung vom Sein, und weil er sich mit verkehrtem Tun belädt, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, in unglückliche, leidvolle Existenzen, in die Verdammnis, in die Hölle. Geradeso gerät auch der Brahmane . . ., der Vessa . . ., der Sudda . . ., und auch der Samaṇa, wenn er in Werken, Worten oder Gedanken Böses tut und eine falsche Auffassung vom Sein hat, infolge dieser falschen Auffassung vom Sein, und weil er sich mit verkehrtem Tun belädt, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, in unglückliche, leidvolle Existenzen, in die Verdammnis, in die Hölle.
„Und, Vāseṭṭha, wenn ein Adliger in Werken, Worten und Gedanken Gutes tut und die rechte Auffassung vom Sein hat, so gelangt er infolge dieser rechten Auffassung vom Sein, und weil er das rechte Tun gewählt hat, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, zur Seligkeit in die Himmelswelt. Geradeso gelangt auch der Brahmane . . ., der Vessa . . ., der Sudda . . ., und auch der Samaṇa, wenn er in Werken, Worten und Gedanken Gutes tut und die rechte Auffassung vom Sein hat, infolge dieser rechten Auffassung vom Sein, und weil er das rechte Tun gewählt hat, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, zur Seligkeit in die Himmelswelt.
„Und, Vāseṭṭha, wenn ein Khattiya in Werken, Worten und Gedanken beides tut und wechselnde Auffassung vom Sein hat, so bekommt er infolge dieser wechselnden Auffassung vom Sein, und weil er bald verkehrtes, bald rechtes Tun gewählt hat, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, Freude sowohl wie Leid zu kosten. Geradeso bekommt auch der Brahmane . . ., der Vessa . . ., der Sudda . . ., und auch der Samaṇa, wenn er in Werken, Worten und Gedanken beides tut und wechselnde Auffassung vom Sein hat, infolge dieser wechselnden Auffassung vom Sein, und weil er bald verkehrtes, bald rechtes Tun gewählt hat, nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, Freude sowohl wie Leid zu kosten.
„Und es ist auch möglich, Vāseṭṭha, daß ein Adliger, wenn er nämlich Körper, Worte und Gedanken im Zügel hält, infolge davon, daß er die sieben Gruppen von Dingen entwickelt, die zur Erleuchtung notwendig sind, schon im irdischen Dasein das vollkommene Nibbāna gewinnt. Und es ist ebensogut möglich, daß ein Brahmane . . ., ein Vessa . . ., ein Sudda . . ., oder ein Samaṇa, wenn er nämlich Körper, Worte und Gedanken im Zügel hält, infolge davon, daß er die sieben Gruppen von Dingen entwickelt, die zur Erleuchtung notwendig sind, schon im irdischen Dasein das vollkommene Nibbāna gewinnt.
„Vāseṭṭha, der Bhikkhu, der, mag er entstammen, welcher der vier Kasten er will, ein Vollendeter geworden ist, die weltlichen Schwächen abgelegt, (den heiligen Wandel erfolgreich geführt) und die Aufgabe erfüllt hat, der Last ledig geworden und zum guten Ziele gelangt, von der Fessel des Werdens befreit und durch die rechte vollkommene Erkenntnis erlöst ist, der gilt für den Höchsten von ihnen allen und zwar seinem Wesen nach und nicht wegen irgend etwas Unwesentlichem. Vāseṭṭha, das Wesentliche ist das Allerhöchste, sowohl hienieden in der sichtbaren Welt wie im Jenseits.
„Vāseṭṭha, Brahmā Sanaṃkumāra hat diese Strophe gesprochen:
‚Der Adel alles überragt,
Was nach Geburt und Stammbaum fragt;
Wem Weg und Wissen eigen ist,
Mit dem nicht Mensch noch Gott sich mißt.‘
„Vāseṭṭha, diese von Brahmā Sanaṃkumāra vorgetragene Strophe ist ganz am Platze und nicht zu Unrecht gesprochen, sie ist vernünftig, an ihrem Inhalt ist nichts auszusetzen, ich billige sie durchaus, Vāseṭṭha, auch ich behaupte:
‚Der Adel alles überragt,
Was nach Geburt und Stammbaum fragt;
Wem Weg und Wissen eigen ist,
Mit dem nicht Mensch noch Gott sich mißt.‘
So sprach der Erhabene. Mit Freude und Dankbarkeit nahmen Vāseṭṭha und Bhāradvāja des Erhabenen Worte auf.
Ende des Aggañña-Sutta.