Saṃyutta Nikaya 55

Stromeintritt

3. Dīghāvu

Zu einer Zeit weilte der Erhabene zu Rājagaham im Bambushaine am Futterplatz der Eichhörnchen. Zu jener Zeit hatte der Anhänger Dīghāvu Beschwerden, war leidend, schwer krank. Da wandte sich der Anhänger Dīghāvu an seinen Vater, den Hausvater Jotiko: „Hausvater, geh zum Erhabenen, bringe ihm in meinem Namen zu Füßen Verehrung dar und sage ihm: ‚Der Anhänger Dīghāvu, o Herr, hat Beschwerden, ist leidend, schwer krank. Er bringt dem Erhabenen zu Füßen Verehrung dar.‘ Und sage ihm ferner: Gut wäre es, o Herr, wenn der Erhabene die Wohnung des Hausvaters Dīghāvu aufsuchen würde, von Mitleid bewogen“.‘ „Gut, mein Lieber“, erwiderte der Hausvater Jotiko dem Anhänger Dīghāvu, begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, richtete er dem Erhabenen die Worte seines Sohnes aus. Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte. Und der Erhabene kleidete sich an, nahm Mantel und Schale und ging zur Wohnung des Hausvaters Dīghāvu, setzte sich auf den bereiteten Sitz und wandte sich an den Anhänger Dīghāvu:

„Geht es dir leidlich, Dīghāvu, nehmen die Schmerzen ab und nicht zu, ist ein Abnehmen zu merken und keine Zunahme?“

Es geht mir, o Herr, nicht leidlich die Schmerzen nehmen stark zu, nicht ab, es ist ein Zunehmen zu merken, keine Abnahme.“

Da hast du dich, Dīghāvu, also zu üben ‚Dem Erwachten, der Lehre, der Jüngerschaft werde ich mit unbeirrbarer Klarheit nachfolgen und ebenso den Tugenden, die den Edlen lieb sind, den unzerstückelten, unbeschnittenen, ungemusterten, ungesprenkelten, aus freien Stücken, von Verständigen gepriesen, den unüberschätzten, die zur Einigung führen.‘ So hast du dich, Dīghāvu, zu üben!“

„Was da, o Herr, der Erhabene als die vier Glieder des Stromeintritts gezeigt hat, diese Eigenschaften sind bei mir zu finden und können bei mir gesehen werden, denn ich bin, o Herr, mit unbeirrbarer Klarheit dem Erwachten, der Lehre und der Jüngerschaft nachgefolgt und ich bin den Tugenden, die den Edlen lieb sind, nachgefolgt.“

„Dann hast du, Dīghāvu, wenn du in diesen vier Gliedern des Stromeintritts gefestigt bist, darüber hinaus sechs Wissen vermittelnde Dinge zu entfalten. Da magst du, Dīghāvu, bei allen Gestaltungen in der Betrachtung der Unbeständigkeit weilen, bei der Unbeständigkeit das Leiden wahrnehmen, beim Leiden die Nicht-Ich-heit wahrnehmen, die Überwindung wahrnehmen, die Entreizung wahrnehmen, die Auflösung wahrnehmen. So hast du dich, Dīghāvu, zu üben.“

„Was mir da der Erhabene als die sechs Wissen vermittelnden Dinge gezeigt hat, diese Dinge finden sich bei mir und können bei mir gesehen werden, denn ich weile, o Herr, bei allen Gestaltungen in der Betrachtung der Unbeständigkeit, bei der Unbeständigkeit das Leiden wahrnehmend, beim Leiden die Nicht-Ich-heit wahrnehmend, die Überwindung, die Entreizung, die Auflösung wahrnehmend.

Ich denke aber, o Herr: ‚Möge doch der Hausvater Jotiko wegen meines Abscheidens nicht in Verstörung geraten!‘“

„Mein lieber Dīghāvu, richte deine Aufmerksamkeit nicht darauf. Komm, lieber Dīghāvu, auf das, was der Erhabene dir gesagt hat, darauf richte gut deine Aufmerksamkeit.“

Nachdem der Erhabene dem Anhänger Dīghāvu diese Unterweisung gegeben hatte, erhob er sich von seinem Sitz und ging fort. Kurz nachdem der Erhabene gegangen war, starb der Anhänger Dīghāvu. Da begab sich eine große Schar Mönche zum Erhabenen, begrüßte ihn und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandten sich jene Mönche an den Erhabenen: „Der Anhänger namens Dīghāvu, der vom Erhabenen mit einer kurzen Unterweisung unterwiesen wurde, ist gestorben. Was ist seine Fährte? Wie ist er weitergegangen? „Weise, ihr Mönche, war der Anhänger Dīghāvu. Der Lehre ist er lehrgemäß nachgefolgt, und nicht hat er an meiner Belehrung Anstoß genommen. Der Anhänger Dīghāvu, ihr Mönche, ist nach völliger Versiegung der fünf niederziehenden Fesseln geistunmittelbar emporgestiegen, um dort zu erlöschen, nicht mehr zurückzukehren aus jener Welt.“