Udāna 6.1

Die Blindgeborenen

Das Aufgeben des Lebens

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Vesāli im Großen Haine, in der Halle des Kuppelhauses. Und der Erhabene kleidete sich zur Zeit des Vormittags an und ging, mit Napf und Gewand versehen, nach Vesāli wegen Almosenspeise. Als er in Vesāli betteln gegangen war, richtete er nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, das Wort an den ehrwürdigen Ananda: „Nimm eine Sitzmatte, Ananda; ich will mich nach dem Cāpāla-Wahrzeichen begeben, um Mittagsrast zu halten.“—„So sei es, Herr!“ antwortete der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen, und er nahm eine Sitzmatte und folgte dem Erhabenen in kurzer Entfernung. Und der Erhabene begab sich nach dem Cāpāla-Wahrzeichen und setzte sich auf dem bereiteten Sitze nieder.

Nachdem nun der Erhabene sich niedergesetzt hatte, richtete er das Wort an den ehrwürdigen Ananda: „Lieblich, Ananda; ist Vesāli, lieblich ist das Udena-Wahrzeichen, lieblich das Gotamaka-Wahrzeichen, lieblich das Sattamba-Wahrzeichen, lieblich das Bahuputta-Wahrzeichen, lieblich das Sārandada-Wahrzeichen, lieblich das Cāpāla-Wahrzeichen. Von wem auch immer, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und recht angewandt sind, der könnte, wenn er es wollte, ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters. Nun sind, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft von dem Vollendeten erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht; vollendet, angehäuft und recht angewandt; wenn er es wollte, Ananda, könnte der Vollendete ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters.“ Obwohl nun von dem Erhabenen ein deutliches Zeichen, ein deutlicher Hinweis gegeben wurde, vermochte es der ehrwürdige Ananda nicht zu begreifen, und er bat den Erhabenen nicht: ‚Möge, Herr, der Erhabene ein Weltalter lang fortbestehen, möge der Heilige ein Weltalter lang fortbestehen vielen Menschen zum Heile, vielen Menschen zum Glück, aus Erbarmen mit der Welt, zum Segen, Heil und Glück für Götter und Menschen,‘ weil in diesem Falle sein Geist von Māra besessen war.

Auch ein zweites Mal richtete der Erhabene das Wort an den ehrwürdigen Ananda: „Lieblich, Ananda, ist Vesāli, lieblich ist das Udena-Wahrzeichen, lieblich das Gotamaka-Wahrzeichen, lieblich das Sattamba-Wahrzeichen, lieblich das Bahuputta-Wahrzeichen, lieblich das Sārandada-Wahrzeichen, lieblich das Cāpāla-Wahrzeichen. Von wem auch immer, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und recht angewandt sind, der könnte, wenn er es wollte, ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters. Nun sind, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft von dem Vollendeten erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und recht angewandt; wenn er es wollte, Ananda, könnte der Vollendete ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters.“ Obwohl nun von dem Erhabenen ein deutliches Zeichen, ein deutlicher Hinweis gegeben wurde, vermochte es der ehrwürdige Ananda nicht zu begreifen, und er bat den Erhabenen nicht: ‚Möge, Herr, der Erhabene ein Weltalter lang fortbestehen, möge der Heilige ein Weltalter lang fortbestehen vielen Menschen zum Heile, vielen Menschen zum Glück, aus Erbarmen mit der Welt, zum Segen, Heil und Glück für Götter und Menschen,‘ weil in diesem Falle sein Geist von Māra besessen war.

Auch ein drittes Mal richtete der Erhabene das Wort an den ehrwürdigen Ananda: „Lieblich, Ananda, ist Vesāli, lieblich ist das Udena-Wahrzeichen, lieblich das Gotamaka-Wahrzeichen, lieblich das Sattamba-Wahrzeichen, lieblich das Bahuputta-Wahrzeichen, lieblich das Sārandada-Wahrzeichen, lieblich das Cāpāla-Wahrzeichen. Von wem auch immer, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und recht angewandt sind, der könnte, wenn er es wollte, ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters. Nun sind, Ananda, die vier Grundlagen magischer Kraft von dem Vollendeten erweckt, entfaltet, wie ein Fahrzeug gebraucht, zur Grundlage gemacht, vollendet, angehäuft und recht angewandt; wenn er es wollte, Ananda, könnte der Vollendete ein Weltalter lang fortbestehen oder für den Rest eines Weltalters.“ Obwohl nun von dem Erhabenen ein deutliches Zeichen, ein deutlicher Hinweis gegeben wurde, vermochte es der ehrwürdige Ananda nicht zu begreifen, und er bat den Erhabenen nicht: ‚Möge, Herr, der Erhabene ein Weltalter fortbestehen, möge der Heilige ein Weltalter lang fortbestehen vielen Menschen zum Heile, vielen Menschen zum Glück, aus Erbarmen mit der Welt, zum Segen, Heil und Glück für Götter und Menschen,‘ weil in diesem Falle sein Geist von Māra besessen war.

Da wandte sich nun der Erhabene an den ehrwürdigen Ananda mit den Worten: „Gehe, Ananda, und tue, was dir an der Zeit zu sein scheint.“—„So sei es, Herr!“ antwortete der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen, und er erhob sich von seinem Sitze, grüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll, umwandelte ihn rechter Hand und setzte sich nicht weit (vom Erhabenen) am Fuße eines Baumes nieder.

Nicht lange nun, nachdem der ehrwürdige Ananda fortgegangen war, begab sich Māra der Böse hin zum Erhabenen, und als er zu ihm gekommen war, stellte er sich ihm zur Seite. Zur Seite stehend sprach Māra der Böse zum Erhabenen also: „Es möge jetzt, Herr, der Erhabene ins vollkommene Nibbāna eingehen, es möge der Heilige ins vollkommene Nibbāna ein­gehen, jetzt ist es für den Erhabenen die Zeit zum vollkommenen Nibbāna; denn dies, Herr, sind die vom Erhabenen selbst gesprochenen Worte: ‚Ich werde, o Böser, so lange nicht zum vollkommenen Nibbāna eingehen, bis meine Mönche wirkliche Jünger sein werden, weise, geschult, voll Selbstvertrauen, des Heils gewiß, gelehrt, Träger der Lehre, den höheren und niederen Vorschriften der Lehre gemäß wandelnd, ihre Pflichten treu erfüllend, der Lehre gemäß lebend; bis sie, ihrer eigenen Meisterschaft inne geworden, (die Wahrheit) aufzeigen, darlegen, bekannt machen, fest begründen, enthüllen, im einzelnen erklären und klar machen werden; bis sie eine entstandene Streitrede anderer Personen, die durch die Mittel der Lehre gut zu unterdrücken ist, unterdrückt haben, und bis sie die Lehre, von Wundern begleitet, dar­legen werden.‘ Jetzt aber, Herr, sind die Mönche des Erhabenen wirkliche Jünger, weise, geschult, voll Selbstvertrauen, des Heils gewiß, gelehrt, Träger der Lehre, den höheren und niederen Vorschriften der Lehre gemäß wandelnd, ihre Pflichten treu erfüllend, der Lehre gemäß lebend; ihrer eigenen Meisterschaft inne geworden, zeigen sie (die Wahrheit) auf, legen sie dar, machen sie bekannt, begründen sie, enthüllen sie, erklären sie im einzelnen und machen sie klar; nachdem sie eine entstandene Streitrede anderer Personen, die durch die Mittel der Lehre gut zu unterdrücken ist, unterdrückt haben, legen sie die Lehre, von Wundern begleitet, dar.

„Es möge jetzt, Herr, der Erhabene ins vollkommene Nibbāna eingehen, es möge der Heilige ins vollkommene Nibbāna eingehen, jetzt ist es für den Erhabenen die Zeit zum vollkommenen Nibbāna; denn dies, Herr, sind die vom Erhabenen selbst gesprochenen Worte: ‚Ich werde, o Böser, so lange nicht zum vollkommenen Nibbāna eingehen, bis meine Nonnen ... Laienanhänger ... Laienanhängerinnen wirkliche Jüngerinnen sein werden, weise, geschult, voll Selbstvertrauen, des Heils gewiß, gelehrt, Träger der Lehre, den höheren und niederen Vorschriften der Lehre gemäß wandelnd, ihre Pflichten treu erfüllend, der Lehre gemäß lebend; bis sie, ihrer eigenen Meisterschaft inne geworden, (die Wahrheit) aufzeigen, darlegen, bekannt machen, fest begründen, enthüllen, im einzelnen erklären und klar machen werden; bis sie eine entstandene Streitrede anderer Personen, die durch die Mittel der Lehre gut zu unterdrücken ist, unterdrückt haben, und bis sie die Lehre, von Wundern begleitet, darlegen werden,‘ Jetzt aber, Herr, sind die Nonnen ... Laienanhänger ... Laienanhängerinnen des Erhabenen wirkliche Jüngerinnen, weise, geschult, voll Selbstvertrauen, des Heils gewiß, gelehrt, Träger der Lehre, den höheren und niederen Vorschriften der Lehre gemäß wandelnd, ihre Pflichten treu erfüllend, der Lehre gemäß lebend; ihrer eigenen Meisterschaft inne geworden, zeigen sie (die Wahrheit) auf, legen sie dar, machen sie bekannt, begründen sie, enthüllen sie, erklären sie im einzelnen und machen sie klar; nachdem sie eine entstandene Streitrede anderer Personen, die durch die Mittel der Lehre gut zu unterdrücken ist, unterdrückt haben, legen sie die Lehre, von Wundern begleitet, dar,

„Es möge jetzt, Herr, der Erhabene ins vollkommene Nibbāna eingehen, es möge der Heilige ins vollkommene Nibbāna eingehen, jetzt ist es für den Erhabenen die Zeit zum vollkommenen Nibbāna; denn dies, Herr, sind die vom Erhabenen selbst gesprochenen Worte: ‚Ich werde, o Böser, so lange nicht zum vollkommenen Nibbāna eingehen, bis dieser mein reiner Wandel erfolgreich und wirksam ist, weite Verbreitung gefunden hat, viele Anhänger zählt, allgemein geworden und unter Göttern und Menschen wohl verkündet ist,‘ Jetzt aber, Herr, ist der reine Wandel des Erhabenen erfolgreich und wirksam, hat weite Verbreitung gefunden, zählt viele Anhänger, ist allgemein geworden und unter Göttern und Menschen wohl verkündet. Es möge jetzt, Herr, der Erhabene ins vollkommene Nibbāna eingehen, es möge der Heilige ins vollkommene Nibbāna eingehen, jetzt ist es für den Erhabenen die Zeit zum vollkommenen Nibbāna,“

Nach diesen Worten sprach der Erhabene zu Māra dem Bösen also: „Sei gutes Muts, du Böser! In kurzem wird das vollkommene Nibbāna des Vollendeten stattfinden; von jetzt nach Ablauf von drei Monaten wird der Vollendete ins vollkommene Nibbāna eingehen.“ Damit entließ der Erhabene am Cāpāla-Wahrzeichen besonnen und klar bewußt den Lebenswillen, und als der Erhabene den Lebenswillen entlassen hatte, erhob sich ein großes Erdbeben, ein furchtbares, haarsträubendes, und die Pauken der Götter brachen los.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

„Kurzes und langes Dasein, den Willen zum Werden hat der Weise aufgegeben; im Innern froh und konzentriert hat er das Werden des Selbstes wie einen Panzer durchbrochen.“